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Spielt süßer den Tod

Collage zu Celans Todesfuge vom Rocktheater Dresden

 

DNN, 20.10.2010: Schwarze Milch der Frühe...
Paul Celans Todesfuge als Vorlage für ein multimediales Projekt


[...] Im Rahmen der 14. Jiddischen Musik- und Theaterwoche fand in der Dreikönigskirche die Voraufführung eines, vom Rocktheater initiierten Projekts statt, dessen eigentliche Uraufführung für den 9. November geplant ist. Es ist mehr als verständlich, dass keine durchgängige Geschichte erzählt werden kann, und ebenso folgerichtig ist, dass man nicht einen der letzten Überlebenden auf die Bühne gestellt hat. Die szenisch-musikalische Collage fragt vielmehr, ob und wie das Geschehen heute überhaupt erzählbar ist. Bernd Rump hat als Autor und Regisseur Szenen und Assoziationen verschiedener Genres so aneinander gereiht, dass eine große Linie zumindest zu ahnen ist, ohne dass die Reihenfolge zwingend wäre. Eckpunkte sind liedhafte Gesänge aus dem biblischen Hohen Lied, als dessen Autor Salomo gilt. Dazwischen stehen Passagen mit Tanz, Schauspiel, Film und weiteren Gesängen. Opfer und Täter kommen gleichermaßen ins Spiel, wobei die Texte und Darstellungsweisen von unterschiedlichster Bedeutungsschwere und gestalterischer Qualität sind. Die Zeitebenen vermitteln teils Lagergegenwart und die damit verquickte Unmittelbarkeit des Erlebens, teils Rückschau aus der Sicht der Opfer und der Täter. Dazu kommen auch Elemente, die über dieses Schema hinausgehen, etwa ein Himmler-Zitat im Originalton oder eine zerborstene musikalische Weihnachtsidylle. Starken Eindruck hinterlassen die sparsam und überlegt eingesetzte Musik Georg Wieland Wagners und die Filmsequenzen, die von der Kunstuniversität Graz stammen. Die Texte aus der Todesfuge sind noch immer die Teile, von denen die stärkste Intensität ausgeht, wobei die anderen Texte bis zur Premiere sicher durch sorgfältigere Artikulation noch an Kraft gewinnen können. Diese Produktion mit dem Titel Spielt süßer den Tod... tritt nicht mit dem Anspruch an, Celans Text bis in letzte Details auszudeuten, ist aber ein redlicher und weitgehend überzeugender Beitrag zur Auseinandersetzung mit der Last einer Vergangenheit, für die die Mitwirkenden keine Verantwortung tragen. Es ist kein leichtes Werk, aber das kann bei diesem Stoff auch nicht erwartet werden.

Peter Zacher


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ad rem, 20.10.2010: Kunst, Klischee und Klavier
Die Dresdner Theateraufführung Spielt süßer den Tod thematisiert den Holocaust


[...] Denn das Stück lebt vor allem von seiner Wechselseitigkeit. Grundlage ist das Gedicht Die Todesfuge , das Rump vor über 30 Jahren in die Hände gefallen ist: Das war für mich das Wesentliche, um zu begreifen, was damals wirklich geschehen ist. Fern von allen geschichtlichen Informationen. In einem solch natürlichen Aha-Prozess ist die Idee zur vielschichtigen Collage über mehrere Jahre gereift. Es geht um die Frage: Kann man überhaupt darüber Theater spielen? Um das herauszufinden, nähert sich der gebürtige Dresdner nun mit Laienschauspielern, Filmschaffenden und Musikern der kreativen Umsetzung auf der Bühne an. Vielfältige Sichtweisen offenbaren sich dabei im Film. Auf einer mit weißer LKW-Plane ausgeschlage- nen Bühne erscheinen dazu drei Videoprojektionen parallel zueinander, die Auszüge aus anderen Filmen, Animationen, Zeichnungen oder Bilder zeigen. Sogar Schauspielstudenten aus Graz wurden eingebunden, das Gedicht auf ihre eigene Weise für Filmszenen einzusprechen. Das alles verlief auf freiwilliger Basis. "Wir haben denen nur die Kamera hingestellt und gefragt: Wie würdet ihr das machen?" Heraus kommt ein Sammelsurium an kreativen Ideen und so ziemlich allen Formen des Denkens. Wo dann auch Bilder nicht mehr weiterhelfen, tönt Musik hervor. Und das mit viel Sachlichkeit. Es sollen keine Klischees bedient werden. Denn die Thematik duldet keine Verschnulzung , erklärt Komponist Georg Wieland Wagner, der das Stück noch selbst am Klavier begleiten wird, während die Sängerin Eleonora Gehrisch den vertonten Texten stimmlichen Ausdruck verleiht. Die einzelnen Bissen sollen dabei nicht mundgerecht daherkommen, sondern bewusst schroff neben- und gegeneinander stehen, um daraus eine Interpretation aus verschiedenen Sichtweisen für verschiedene Generationen zu ermöglichen , betont der Dramaturg Rump. Bei allen Herangehensweisen und Meinungen sind sich aber alle Mitwirkenden einig: Das Stück lässt einen dennoch nicht deprimiert nach Hause gehen. Wie genau dieser Effekt erreicht werden soll, kann der geneigte Zuschauer am 9. November (20 Uhr) bei der Premiere im Dresdner Theaterhaus Rudi erfahren.

Christiane Nevoigt


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